Wie unser Verein entstand

Der erste Kontakt

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben ein Labor für Umweltanalytik, bekommen einen Anruf von einer kirchlichen Stelle und werden gebeten möglichst umsonst und schnell einige Wasserproben aus Afrika zu analysieren.

Für uns - Wolfgang und Margit Döring, die Gründer des Vereins - war dies der erste Kontakt nach Kenia und zur KAB, der Katholischen Arbeiterbewegung Neu-Ulm. Die Wasserproben wurden angeliefert und wir waren geschockt: Außer Fäkalkeimen, Salmonellen und Schwermetallen enthielt das Wasser alles Mögliche, was den Menschen krank macht. 

Wir wurden neugierig

Im Jahr 1985 ging Pfarrer Michael Schrode aus Vöhringen, unserem Nachbarort, nach Kenia, um dort eine Pfarrei aufzubauen. Die KAB unterstützte ihn mit einem Korbprojekt, das einigen Menschen Arbeit brachte. Die Körbe wurden verschifft und nach Deutschland geliefert und über Kirchengruppen verkauft.

Um die Wassersituation und das Korbprojekt näher kennen zu lernen, flogen wir im Jahr 1995 mit zwei Kindern im Alter von 10 und 13 Jahren nach Kenia. Seither hat uns Munyu nicht mehr losgelassen.

Was fanden wir dort?

Viele neugierige Menschen, große Armut in vielen Familien, hart arbeitende Frauen auf vertrockneten Feldern, die unter großer Anstrengung ihre Saat ausbrachten, eine unglaubliche Gastfreundschaft und Small Christian Communities*, in denen sich die Menschen gegenseitig unterstützen.

* kleine christliche Gemeinden

Wir begegneten Giraffen und Zebras in der trockenen Halbsavanne um Munyu. Es gab kaum Bäume, nur einige Büsche und Sisalagaven. Die Menschen freuten sich sehr, dass sich jemand aus dem fernen Deutschland für sie im abgelegenen Munyu interessiert.

 

 

Wir wohnten im Pfarrhaus. Dort gab es immerhin fließendes kontaminierters Flusswasser, das braun aus der Leitung kam. Es gab keinen Strom, keinen Kühlschrank oder sonstigen Luxus. Die Kinder im Dorf holten das Wasser an einem Wasserkiosk* wie auch oft heute noch.

* öffentliche Wasserzapfstelle

Wieso gründeten wir den Verein?

Pfarrer Schrode ging nach Deutschland zurück und einheimische Pfarrer übernahmen die Arbeit in der Gemeinde. Auch unsere Freundin Gitte Kortus besuchte mehrfach die Menschen in Munyu.

In Munyu wurden weiterhin Körbe produziert, aber trotz Unterstützung durch die KAB kamen die Lieferungen nicht in Deutschland an. Die Pfarrer wechselten ständig. Das Korbprojekt scheiterte.

Gitte Kortus kam mit Bildern von einem ihrer Besuche zurück und berichtete von der Not und der Perspektivlosigkeit. So beschlossen wir einen Verein zu gründen, um wenigstens ein bisschen helfen zu können. 

Schnell fanden sich 9 Vereinsgründer. Wir arbeiteten eine Satzung aus und im November 2001 gründeten wir den Verein Hilfe zur Selbsthilfe Munyu e.V.. 

Unsere Zielsetzung: Hilfe zur Selbsthilfe in dem kleinen Dorf Munyu in Kenia. Dies haben wir dann auch bewusst in unserem Namen so verankert.

Wie ging es dann weiter?

Spenden zu bekommen war nicht so einfach. Unsere Freundin Gitte Kortus war mit ihrer riesigen Überzeugungskraft unermüdlich in vielen Gruppen unterwegs, um Spenden zu bekommen.

In Kenia diskutierten wir mit den Menschen über die wichtigsten Bedürfnisse: income generating projects, electricity, water, education, also Projekte zur Verbesserung des Einkommens, zur Versorgung mit Elektrizität und Wasser und über ein mögliches Angebot für gute Schulbildung.

Unser erstes Selbsthifeprojekt

Gemeinsam mit den Frauen der kleinen christlichen Gemeinde St. Mary in Gatuanyaga und dem Landwirtschaftsministerium in Thika starteten wir im Jahr 2004 unser erstes Projekt zur Armutsbekämpfung (poverty erasing): Das Bewässerungsprojekt Gatuanyaga.

Auf einem Areal von 48 Grundstücken wurden 48 Teiche (dams) gesprengt und ausgehoben und 6 ½ km Gräben gebuddelt. Während der Regenzeit fließt so das Wasser in die Teiche und kann zum Trinken, zur Bewässerung und zum Gartenbau verwendet werden. Trotz der schweren Arbeit packten die Frauen selber mit an und leisteten alle Hilfsarbeiten. 

Welche Veränderungen hat das Projekt in Munyu bewirkt?

Das Frauengrabenprojekt wurde im Jahr 2010 abgeschlossen. Das Gelände in Gatuanyaga ist inzwischen ziemlich grün. Viele der Familien haben Bäume gepflanzt und bauen darunter im Schatten Mais, Bohnen und Gemüse an und halten Ziegen und Hühner für den Eigenbedarf.

Das übrige Gemüse wird direkt an der Straße an einem selbst gezimmerten Stand verkauft. Dies ist oft die einzige Einnahmequelle der Familien.

Was ist der größte Erfolg?

Es gibt viele Nachahmer: In Eigenarbeit werden viele Gräben ausgehoben, „Fundis“ sprengen die Felsen lose und behauen Steine zu Quadern für den Hausbau. Diese können zu einem guten Preis verkauft werden. Die Gegend verändert sich: Aus der Halbsavanne entsteht eine bewohnbare Gegend und die Menschen haben genügend zu Essen.

Der Verein Hilfe zur Selbsthilfe Munyu entwickelt sich

Es folgen viele Diskussionen und weitere Projekte zur Selbsthilfe. 

Weil in Kenia niemand unseren Namen „Verein Hilfe zur Selbsthilfe Munyu/Kenia“ aussprechen kann, haben wir eine entsprechende Übersetzung gefunden:

OASA, Organisation for the Assistance in Selfhelp Activities